Platz zum Ausruhen

Ich ging in einen tiefen Wald hinein, hinter mir lassend, was ich vergessen wollte. Ich lief und lief und lief und sah nicht, wohin ich mich begab.

Bäume, Bäume lauter Bäume, einige Atemzüge später eine Lichtung, Sonnenstrahlen streicheln den Boden. Ich bin bei mir, doch nicht sicher, wo genau das ist.

Die Sonnenstrahlen zeigen mir den Weg, ich gleite in den Boden, schwimme durch den Boden hindurch, tauche, tiefer und immer tiefer.

Braune Erde gleitet an mir vorbei, die Erde wird dünner.

Ich tauche weiter und tiefer, immer wieder tiefer, ich kann gar nicht genug bekommen an Tiefe und an Bedeutung.

Da, da, ja da irgendwo muß ich sein.

Wolken tauchen auf. Wolken mit Zähnen beißen nach mir, versperren mir die Sicht, den Weg, den ich gehen will.

Feuerbälle, ich werde ihnen wütend Feuerbälle entgegen. Es hilft nix, es hilft nix, verzweifelnd, ich komme nicht weiter.

Diese Wolken so undurchdringlich, so schattenhaft und unanfaßbar. Ich greife durch graue Luft, arbeite mich hindurch, nehme die Bisse verbissen hin.

Weiter, weiter und weiter, eine Wand taucht auf, ich renne dagegen, stoße mir den Kopf blutig und mehr, ja mehr, immer mehr spüre ich mich, doch nicht richtig, etwas ist falsch.

Die Wolken, ja die Wolken... nein, sie sind keine Wolken, sie sind Säbelzahntiger, keine feindlichen, freundliche, mich anlächelnd.

Nicht durchgreifend, nicht Feuerbälle werfend, nicht dagegen rennend, sondern verstehend finde ich an einen Platz so hell und lichtvoll, so lieblich und unfaßbar schön.

Elfenbeinerne Säulen bilden ein Geäst, Regenbogen verfolgen einander im Spiel, alles spielt und sieht zu gleich das, was ist.

Nichts zu ändern, nichts zu tun, nur ein Platz um auszuruhen.

- Martin Steigerwald, September 2000


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